30.11.06

(15) Blog Aktuell

Die Klausur ist inzwischen geschrieben.

Zack Bumm

Das wars.

Ich flanier studientechnisch jetzt wieder auf


Medien und ihre Funktion


...piep piep dididittt piiiiiiiiiep

27.8.06

(14) Die operative Geschlossenheit psychischer und sozialer Systeme (SM4)

Zusammenfassung des Text aus Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 6





Selbstreferentielle Systeme = historische + strukturdeterministische Systeme

Einheit der Operationsweise garantiert für das System
- Kontinuität +
- Autopoiesis

Frage: Liegt ein autopoietisches System vor?
-> Wenn ja, muss es e i n e Operationsform geben, die die Einheit des Systems reproduziert und es operativ schließt.

Der Mensch, als Individuum empirisch ernst genommen, kann nicht Teil eines sozialen Systems sein. Soziale Systeme sind Kommunikationssysteme.

! Was ist die Letzteinheit des Bewusstseins?

Vorschläge:
- Denken (Luhmann)
- Intention (Husserl)

! Was ist die Funktion des Bewusstseins?

Aufbau von Realität durch eine Externalisierungsleistung
-> Wie ist es überhaupt möglich, sich eine Außenwelt vorzustellen, obwohl das Nervensystem geschlossen und darum "blind" operiert - also nur auf Selbstbeobachtung eigener Zustände eingerichtet ist?

! Wie ist das Verhältnis von psychischen und sozialen Systemen zu denken?

Psychische und soziale Systeme sind strukturell gekoppelt, d.h. das Bewusstseinsoperationen und Kommunikation völlig eigenständig voneinander operieren, aber es besteht die Möglichkeit der gegenseitigen Irritation. Dies hat zur Folge, dass im jeweils irritierten System strukturelle Unsicherheiten entstehen, für die man dann nach, mit der Autopoiesis des Systems kompatiblen Lösungen gesucht werden muss.



* andere Irritationsquellen werden ausgeschlossen
* Verdichtung und Steigerung der Irritabilität autopoietischer Systeme

Es kommt zum Einfluss auf die eigenständige Entwicklung, auf den "structural drift" von Systemen.



Unter den Subsystemen der Gesellschaft gibt es verschiedene Ausprägungen in denen sie Irritationen von Bewusstseinssystemen berücksichtigen. Ein Indikator wie stark die Kopplung ist, stellt die Abhängigkeit von Strukturentscheidungen durch konkrete, vielseitige Individualität bestimmter Personen dar. Besonders hoch ist dieser Wert in der Familie.

! Unter welchen Irritationserfahrungen hat sich das System auf seine gegebene historische Form festgelegt?

---------------------..--

Bonus: Paradoxien und ihre Funktion

Mit jeder Unterscheidung / Beobachtung kann prinzipiell die Frage aufgeworfen werden, mit der man nach der Einheit derselben Unterscheidung fragt. Damit betritt die Paradoxie den Raum, denn diese Frage kann nur mit weiteren Beobachtungen / Unterscheidungen beantwortet werden.

In der Beobachtung von Pardoxien kommt es zu unendlichen Oszillation zwischen den 2 Seiten einer Unterscheidung, denn auf die Frage was etwas ist, kann man sagen: "Es ist was es ist", aber auch "Es ist was es nicht ist" - denn was es ist, bestimmt sich über das was es nicht ist.

Folge: Es ist unentscheidbar auf welcher Seite Folgeoperationen angeschlossen werden sollen.

Verzichtet man jedoch auf die Forderung der kompletten Selbsttransparenz, toleriert man den blinden Fleck, die Grenze die die Differenz zwischen Beobachter und Beobachtetem zieht, ist es möglich die eigene Unbeobachtbarkeit zu beobachten. Bspw. in Form eines "reentry".
Für den Beobachter gilt dann, dass er ein sich selbst beobachtendes System beobachten kann und dabei zusieht, wie ein System mit seiner eigenen Unbeobachtbarkeit umgeht und welche Unterscheidungen es einsetzt um die Paradoxie zu entfalten / zu ersetzen. Bspw. In Familien durch "Solidaritätszumutungen".

Die Einheit des Systems kann durch eine Mehrzahl gleichzeitig vorhandener Selbstbeschreibungen dekomponiert werden. Es können gleichzeitig - abgelöst von der Unterscheidung wahr/falsch - mehrere Systemdarstellungen vorhanden sein, die nicht konsensfähig sein müssen, aber auf bestimmte Personen zugerechnet werden. Das geschieht dann durch Kommunikation - und zwar in der Weise, dass Kommunikation von bestimmten psychischen Systemen bestimmte Irritationen erfährt.

Da unterschiedliche Meinungen Personen zugerechnet werden, werden diese letztlich auch mit der Schuld für Verschiedenheit, die eigentlich die sich selbst reproduzierende, Abweichung verstärkende Kommunikation zu tragen hätte.

25.8.06

(13) Der Mensch in der Systemtheorie (SM3)



Alois Hahn nimmt einen abgleichenden Bezug von Systemtheorie und der Anthropologie Arnold Gehlens vor.

Bei Gehlen ist der Mensch ein Wesen ohne angeborenen Instinktapparat. Dadurch ist er "weltoffenes" "Mängelwesen": Selbstreferentielle Mängel gleicht er durch fremdreferentielle Beziehungsoffenheit aus.

Anstatt des Instinktapparates verfügt der Mensch über Kultur in Form von Institutionen, welche im menschlichen Habitus verankert werden. Erlernte Routine ersetzt angeborene Reflexe. Dies spart zunächst Zeit und ermöglicht im nächsten Schritt Reflexion u. Modifikation. Kultur ist auch das System, dass den Menschen sozialisiert, denn Institutionen sind soziale Errungenschaften, die das einzelne Individuum prägen.

"Nicht Natur" = Kultur

Für Gehlen kommt es in der Moderne zum Institutionenrückgang und damit zum Verlust von stabilem Außenhalt für den Menschen. Damit das Individuum genötigt eine Institution für sich selbst, "eine Institution in einem Falle" zu werden. So entfremdet sich das Individuum von der Gesellschaft.

Die Systemtheorie Luhmanns startet ebenfalls mit einem anthropologischen Element: Soziale System sollen die Weltkomplexität soweit reduzieren, dass der Mensch diese bewusst verarbeiten kann. Über die Form "Sinn" in der dies geschieht ist die Hyperkomplexität nie völlig ausgeschlossen, sondern kann selektiv reaktualisiert werden.

Später jedoch distanziert sich die Systemtheorie von Gehlens anthropologischer Sichtweise. Es wird das Konzept der kontingenten (System-)Strukturen gegen das der institutionenbezogenen Anthropologie stärker ausgearbeitet.
Die Systemtheorie wird radikal konstruktivistisch und ahumanistisch. Die Gesellschaft besteht nicht (mehr) aus Menschen, sondern aus Kommunikation.

Der Mensch wird zerschnitten in eine Vielzahl emergenter Systeme, deren überkomplexes Konglomerat er ist. Das Meiste dieser Systeme und ihrer Operationen geht nicht mit ein in die Kommunikation, ist also gar nicht an ihr beteiligt.
In der Kommunikation ist es nun nicht das Denken von Menschen welches operiert, sondern es ist die Kommunikation selbst, die sich zwischen Alter Ego und Ego - und hier blitzt das auf, was vom Menschen in der Kommunikation noch übrig ist -, im Verhältnis von Mitteilung, Information und Verstehen realisiert.

Alter Ego wird für die Art der Mitteilung einer bestimmten Information verantwortlich gemacht - aber erst dann, wenn Ego ihn auch (miss-)versteht. Es müssen also immer mindestens 2 Bewusstseinssysteme an einer Kommunikation beteiligt sein.

Der Mensch vielleicht für einen Beobachter eine Einheit, aber er ist kein autopoietisches System.

Die Einbindung des Bewusstseinssystems - denn nur dieses vermag Kommunikation zu irritieren - wird über Interpenetration und strukturelle Kopplung erklärt, der Rest des "Menschen" in der relevanten Umwelt des Kommunikationssystems Gesellschaft verortet.

Man könnte vielleicht sagen, im Gegensatz zu Seeräuberzeiten, wo manch einer abgeschieden von der Welt auf einer Insel ausgesetzt / gefangen wurde, wird der Mensch in der Moderne in der Welt, außerhalb der Systeminsel ausgesperrt / befreit.

Individualität ist, nach Simmel, ein Schnittpunkt sozialer Kreise, wobei das Ganze aus den einzelnen Kreisen ausgeschlossen wird. Für Luhmann ist Individualität zwar real, aber aus den einzelnen Teilsystemen ausgeschlossen und nur in der systemrelevanten Umwelt zu finden.

Während Individualität exkludiert ist, ist die Person als Adresse für Kommunikation oder als Erwartungsbündel in alle Teilsysteme inkludiert.

(12) Blog direkt - Nobelpreis Prüfungsanekdote

Nach annährend 10Billionen Prüfungen, die ich nun schon hinter mir habe (als Schüler, als Student, als Sportler, als Verliebter etc.) und da bald - dieser Blog sagt es ja bereits - die nächste "droht", möchte ich jetzt eine kleine Geschichte über Personen in Prüfungssituationen und darin stattfindende Selbstsozialisationen hier kurz zitieren / zusammenfassen, die ich in meiner Ferienlektüre, den "Buddenbrooks" fand.

Der letzte Buddenbrook, Hanno, Realschüler, hat sich am Wochenende lieber mit den hohen Künsten ("Lohengrin" im Theater) beschäftigt, als sich mit den Hausaufgaben rumzuschlagen (wie die meisten seiner Klassenkameraden). Nun sitzt er am Montag in der Lateinstunde und es werden die leidlichen Hausaufgaben abgefragt. Niemand kann es so richtig, man könnte sagen, die meisten können es nicht.
Folgendes spielt sich ab - Timm kommt dran:

"Timm stand auf, in einer der hintersten Bänke. Es war ein blonder Junge von ländlichem Aussehen, mit einer hellbraunen Jacke und kurzen, breiten Fingern. Er hielt seinen Mund mit eifrigem und törichtem Ausdruck trichterförmig geöffnet und rückte hastig sein offenes Buch zurecht, indem er angestrengt geradeaus blickte. Dann senkte er den Kopf und begann, vorzulesen [was natürlich nicht sein soll. Er soll es Auswendig können. Anm. DK], langgezogen, stockend und monoton, wie ein Kind aus der Fibel: >Aurea prima sata est aetas...<[...] >Ich bin befriedigt", sagte der Ordinarius, als Timm geendet hatte. "Sie haben gut gelernt, dass steht außer Zweifel. [...] Sie sind fleißig gewesen, Sie haben Ihr Bestes getan, und wer immer strebend sich bemüht. ... Sie können sich setzen<.

Timm setzte sich stolz und strahlend, und Doktor Mantelsack schrieb eine wohl befriedigende Note hinter seinen Namen. Das Merkwürde aber war, dass in diesem Augenblick nicht allein der Lehrer, sondern auch Timm selbst und seine sämtlichen Kameraden der aufrichtigen Ansicht waren, dass Timm wirklich und wahrhaftig ein guter und fleißiger Schüler sei, der seine Note vollauf verdient hatte."

Ein andermal kommt der weniger vom Glück gesegnete Petersen an die Reihe. Auch er ließt - wie alle anderen die an die Reihe kamen - ab, doch Doktor Mantelsack erwischt ihn. Es folgt das Schreckliche:

"Das Klassenbuch", sagte er [Doktor Mantelsack, Anm. DK] dumpf.

Adolf Todtenhaupt brachte dienstbeflissen das Klassenbuch herbei, und Petersen erhielt einen Tadel wegen versuchten Betruges, was ihn auf lange Zeit hinaus vernichtete und die Unmöglichkeit seiner Versetzung zu Ostern besiegelte.
>Sie sind der Schandfleck der Klasse<, sagte Doktor Mantelsack noch und kehrte dann zum Katheder zurück.

Petersen setzte sich und war gerichtet. Man sah deutlich, wie sein Nebenmann ein Stück vor ihm wegrückte. Alle betrachteten ihm mit einem Gemisch von Ekel, Mitleid und Grauen. Er war gestürzt, einsam und vollkommen verlassen, darum, dass er ertappt worden war. Es gab nur eine Meinung über Petersen, und das war die, dass er wirklich >der Schandfleck der Klasse< war.

Wer unter diesen fünfundzwanzig jungen Leuten von rechtschaffener Konstitution, stark und tüchtig für das Leben war, wie es ist, der nahm in diesem Augenblicke die Dinge völlig wie sie lagen, fühlte sich nicht durch sie beleidigt und fand, dass Alles selbstverständlich und in der Ordung sei. Aber es gab auch Augen, die sich in finsterer Nachdenklichkeit auf einen Punkt richteten..."
aus:

Buddenbrooks
S.727-731, Thomas Mann,Fischer Taschenbuch 2005

24.8.06

(11) Wie ist Bewusstsein an Kommunikation beteiligt? (SM2)

Zusammenfassung des Text aus Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 6


Die Aussage "Menschen kommunizieren" muss darauf zurückgeführt werden, dass Kommunikation ihre Operationen auf Adressaten zurechnen muss, die für Anschlusskommunikationen zur Verfügung stehen. Kommunizieren kann aber nur Kommunikation.

Bleibt die Frage: Wie soll es möglich sein, dass Bewusstsein Kommunikation beeinflusst?
Dass dies so ist, merkt man aber schnell, wenn man ohne Bewusstseinsbeteiligung kommunizieren will.

Im Menschen (beobachtet aufgrund seiner organischen Konstitution) wirken vielfältige, in sich geschlossene, durch eigene Strukturen determinierte Systeme, welche sich in wechselseitiger Abhängigkeit befinden.

Bewusstsein selbst ist ebenfalls operativ geschlossen und zwar jedes einzelne Bewusstsein für sich. Kein Bewusstsein ist direkt mit einem anderen verknüpft. Aufmerksamkeit, Transformation von Gedanken zu Gedanken etc. finden nur innerhalb des bzw. jeweils einen Bewusstseins die nötige Operationsform.

Bzgl. Bewusstsein und sozialen Systemen kann man sagen, dass es sich bei beiden um strukturdeterministische Systeme handelt. Beide Typen von Systemen erzeugen durch den Vollzug ihrer eigenen Operationen Differenzen, ziehen Grenzen, akkumulieren Geschichte und definieren das, was für sie Umwelt darstellt.

Das Verhältnis von Kommunikation und Bewusstsein ist insofern asymmetrisch, als das Bewusstsein auch ohne Kommunikation zustande kommt, Kommunikation dagegen ohne Koinzidenz von Bewusstsein kaum vorkommt.
Es muss geklärt werden, warum die selbstorganisierende Operation der Kommunikation nicht ohne Bewusstsein auskommt, dieses aber außen vorlässt, so dass man sagen kann: Bewusstsein kommuniziert nicht.
Dafür ist es erforderlich sich der Autopoiesis emergenter Systeme zuzuwenden, welche den Begriff strukturdeterministischer Systeme ergänzt. Zudem beschreibt sie, wie Systeme sich selbst durch Strukturen determinieren können. Um dies zu tun muss es angepasst sein.

Angepasst sein ist hier nur zweiwertig gedacht: "Angepasst sein = existent sein" oder "nicht angepasst sein = nicht existent".

Existiert ein System ist es angepasst, reproduziert sich und steht strukturelle gekoppelt mit seiner Umwelt in Kontakt. Für Kommunikation heißt dass, sie fasziniert und okkupiert, wenn und solange sie läuft, Bewusstsein. Darin besteht ihre Angepasstheit.

Der "Trick" um die hochlabilen und eigendynamischen Mentalzustände dafür zu gewinnen, dass Kommunikation an Kommunikation anschließen kann, liegt darin, dass jede Kommunikation nur Bestimmtes sagt und dadurch den Bereich mögliches Anschlussmöglichkeiten reduziert. Das sie dies über die Form "Sinn" in der sie dies tut, öffnet sie in dem eingegrenzten Spektrum im Gegenzug den Möglichkeitenspielraum wieder.

Wenn die Systemoperationen nicht mehr fortgesetzt werden (und erst dann!) ist das System beendet.

Ein System kann deswegen auch nicht den eigenen Anfang oder das eigne Ende beobachten. Es würde eine Beobachtung des Aufhörens seines eigenen Aufhörens machen und so weiter operieren. Paradoxiefrei kann man nur Anfang und Ende anderer Systeme beobachten.

Kommunikation und Bewusstsein sind evolutionär operativ aneinander gekoppelt.

Über diese Medien hat sich die Kommunikation der nötigen Umwelt Bewusstsein so sehr angepasst, dass es innergesellschaftlich zu einer solchen Vernetzung von Kommunikationsverläufen kommen konnte, dass diese für die darin ablaufende Kommunikation wie für Bewusstsein vollständig intransparent geworden ist. Möglich ist nur noch eine effektivere Rekursivität im Beobachten des Beobachtens anderer.

Wenn autopoietische Systeme ihre operative und strukturelle Kopplung mit der für sie notwendigen Umwelt verändern (# "besser" anpassen) können sich deren Komplexitätschancen abrupt verändern.
=> Bewusstsein erschließt sich durch Kommunikation neue Möglichkeiten.
=> Kommunikation benutzt Bewusstsein als Medium. -> d.h.:

a) es thematisiert dieses im beanspruchten Moment nicht
b) aus a) das jeweilige Bewusstsein bleibt für die jeweilige Kommunikation unsichtbar


Bewusstsein muss bei Kommunikation ohne viel Eigeninteresse mitmachen.

Während Medien lose gekoppelte Elemente zeitlich stabil zur Verfügung stellen, sind selbige in aktualisierten Formen rigide gekoppelt, aber dafür konstitutiv instabil.

Sprache ermöglicht es, dass Bewusstsein Medium und strukturdeterminiertes System zugleich ist.
Als Medium ist es Medium nur für eine Form, gesehen von einer Form aus und Bewusstsein gibt nur die Gelegenheit für die Evolution der Sprache.

Konsistenzprüfungen können so stattfinden, dass Existenzen auf Ereignisse (bestimmte Kopplung von Elementen) reduziert wird und Gegenselektionen gebildet werden können.

Kommunikation lässt sich n u r durch Bewusstsein irritieren. Zwar kann Kommunikation nicht gesteuert, aber in ihrem operativen Verlauf gestört oder gereizt werden. Denn nur das Bewusstsein verfügt über die Möglichkeit der "Wahrnehmung".
Wahrnehmungen können zwar nicht mitgeteilt werden, aber es Berichte über sie möglich.

Das Verhältnis von Bewusstsein und Kommunikation kann als "strukturell komplementär" beschrieben werden.
Strukturänderungen sind zwar nur im System und nur durch das jeweilige System möglich, aber sie können sich gegenseitig zur Ausübung solcher Prozesse benutzen. Dafür müssen sie aber vorher überschneidungsfrei separiert sein - sonst käme es nur zu Determinationen.

Kommunikation hat sich aber evolutionär von konkreter Wahrnehmung immer mehr differenziert. Kommunikation kann zeitversetzt zu Wahrnehmung stattfinden und auch personell unabhängig.
Es besteht zwischen Bewusstsein und Kommunikation die Möglichkeit sich gegenseitig zu beobachten.

Obwohl Bewusstsein immer nur eigenes Bewusstsein findet, kann es über Kommunikation zur Vorstellung weiteren Bewusstseins kommen.
Die Unterscheidung von Mitteilung und Information ist Bedingung jeder Kommunikation und als ihr Kondensat ergibt sich die Unterscheidung von Personen/ und /Dingen. Denn es wird unterschieden zwischen einem Mitteilenden und dem von diesem sinnhaft augewählten Informationen. Man kann dann wahrnehmen, dass (nicht: was) andere auch wahrnehmen.
Alter Ego wird hier nicht "wie ich" wahrgenommen, sondern - differenztheoretisch - als Unterschiedenes bestimmtes anderes.

Obwohl kein Bewusstsein aus sich herausdenken kann (es kann aber natürlich in sich an etwas anderes denken), kann man sagen, dass Bewusstseinssysteme durch Interpenetration mit sozialen Systemen sozialisiert werden. Mit Rücksicht auf die Theorie geschlossener Systeme muss es sich dabei um Selbstsozialisation handeln.

Auf der Gegenseite müssen Kommunikationssysteme die Eigendynamik von organischem, psychischem und neuronalen System berücksichtigend inkludieren. Dies geschieht in der Moderne über die Konstruktion von Individuen als Personen. Da aber auch Kommunikation nicht über die eigenen Grenzen herausoperieren kann, handelt es sich dabei für sie um "kognitive Operationen" die nur das sind, was sie in der Kommunikation bewirken. Das sie (vorwiegend) als Konglomerat "Mensch" zusammengefasst behandelt werden ist ein Produkt von Kommunikation. Es ist dann eine systemreferenzielle Fragen wie es dazu kommt, dass ein System das beobachtet, was es beobachtet.

23.8.06

(10) Die Soziologie und der Mensch (SM1)

Zusammenfassung des Text aus Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 6



Was passiert wenn sich Wissenschaft ausdifferenziert?

Die Ausdifferenzierung eines Wissenschaftssystems in der Gesellschaft und die Ausdifferenzierung von Einzelwissenschaften innerhalb des Wissenschaftssystems führt zu einer Steigerung des Auflöse und Rekombinationsvermögens in Bezug auf vorhandene Gegenstände. Dies ist möglich weil die Wissenschaften in autonomer Forschung und Operationen eine Umweltkonzeption, eine Gegenkonzeption produzieren, die im Vergleich zum alltäglichen:

- stärker abstrahiert
- intern stärker durchanalysiert
- neuartige Kombinationen ermöglicht.

Da komplexe Gegenstände in den Wissenschaften kompliziert komplexitätsreduziert beschrieben werden, wird der Mensch als allzu kompakte Einheit theoretisch zum Problem.

Soziologisch ist bzgl. des "ehemaligen" Menschen dann nur interessant, wie soziale Strukturen als Verhaltenserwartungen welche sozialen Konditionierungen mit welchen Verhaltenserwartungen erzeugen.

Der Begriff Mensch wird im Zuge erhöhter Forschungen um "den Mensch in den jeweiligen Wissenschaften" in Rückbezug auf die Vielzahl der bekannten Ergebnisse nur noch ein Rahmenbegriff der für "unübersehbare Komplexität" steht.

Der Mensch zerfällt als verdeckte Komplexität und kann und muss nun auch - wenn man weg will von dilettantischen Aussagen, in verschiedene emergente, selbstreferentiell geschlossenen Systeme zerlegt werden. Etwa in das die Autopoiesis des Lebens realisierende Systems des Lebens auf chemischer Basis. Oder das vom Körper abschgeschlossene (aber natürlich in ihn - wie in alles andere - eingeschlossene) Bewusstsein.

Für die Soziologie ist interessant, was in der Kommunikation vom Menschen übrig bleibt.

Auch Kommunikation ist selbstreferentiell geschlossen: kommuniziert werden kann nur aus Anlaß einer Kommunikation und! es müssen mindestens 2 Bewusstseinssysteme + Informationszufluss aus der Umwelt vorhanden sein.

Die moderne Gesellschaft konstruiert autopoietische Menschen und darin besteht ihre Essenz.

Eine Folge von ausdifferenzierter Soziologie und einem damit einhergehenden spezifischen Instrumentarium zur Beschreibung des Sozialen ist, dass konkrete Sinnvorschläge für das alltägliche Leben zu geben anmaßend wird. Theorien des humanistischen Typs dagegen müssten sich mit schwächeren Analysemöglichkeiten und Ideologiebildung abfinden.

16.8.06

(9) Blog Direkt - Abt. Theorie & Fun

Da bin ich von Ulrike auf eine Konstruktivismus-Anekdote aufmerksam gemacht worden:

"Warum der Schäl gerne vier Vögel wäre"

Sagt der Tünnes zum Schäl: "Schäl, ich wünschte, ich wäre ein Vogel."

Der Schäl darauf zu Tünnes: "Warum denn das?"

Der Tünnes: "Dann könnte ich fliegen und von oben beobachten, was wir hier unten tun."

Der Schäl darauf zu Tünnes: "Dann wünschte ich mir, ich wäre zwei Vögel."

Der Tünnes: "Warum zwei Vögel?"

Der Schäl zum Tünnes: "Dann könnte ich beobachten, wie ich fliege."

Der Tünnes daraufhin wieder zum Schäl: "Dann wünschte ich mir, ich wäre drei Vögel."

Der Schäl zum Tünnes: "Warum drei Vögel?"

Der Tünnes antwortete dem Schäl: "Dann könnte ich hinter mir her fliegen und beobachten, wie ich beobachte, wie ich fliege."

Daraufhin der Schäl: "Dann wünschte ich mir, ich wäre vier Vögel."

"Warum denn vier Vögel, du Doof?" fragt der Tünnes.

Der Schäl antwortet: "Dann könnte ich mir entgegen fliegen und beobachten, wie ich hinter mir herfliege und beobachten, wie ich beobachte, wie ich fliege."


Zitiert nach:
www.socialnet.de - Rezension: Heinz J. Kersting: Zirkelzeichen. Supervision als konstruktivistische Beratung5

12.8.06

(8) Das Erkenntnisprogramm des Konstruktivismus (SK3)

Zusammenfassung des Text aus Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 5


Es findet eine Abkehr von der epistemologisch bisher gebräuchlichen Unterscheidung Realismus/Idealismus statt.

Glaubte man bislang vielleicht, mit Fragen nach der "Realität dahinter" (hinter der dirketen Wahrnehmung), auf die wahre Realität zu stoßen, so wird nun davon ausgegangen, dass der Blick dieser Reflexionsbemühungen "nur" auf die Erkenntnis des Erkannten selbst fällt.

Dass das Erkennen als selbstgetätigte Operation getätigt wird, läßt darauf schließen, dass es eine (wenn auch unzugängliche) Außenwelt gibt.


daraus folgt: Das Erkennen kann gerade noch sich selber erkennen, wobei es erkennt, dass es mehr gibt als nur das Erkannte. --> Es weiß um seinen blinden Fleck. Und es weiß um eine Außenwelt, die nicht bekannt ist.

"Durch welche Frage wird das Problem [des Erkennens / welches mit Erkenntnis verbunden ist] artikuliert?"

Man wird als Konstruktivist einsehen müssen, dass man über das Unterscheiden nicht hinauskommt. Schon die Frage nach dem "Erkennnen" setzt die Unterscheidung Erkennen]Nicht-erkennen voraus.

-> Es kommt zur selbstimplikativen Frage der Problemstellung, mit welcher Unterscheidung unterschieden wird. --> Man fragt nach, wie man Erkennen] von ]Nicht-Erkennen unterscheidet, also erkennt.

Die System]Umwelt - Unterscheidung ersetzt frühere Unterscheidungen (bspw. transzendental/empirisch od. analytisch/synthetisch), weil es sich um operativ geschlossene Systeme IN einer Umwelt (unbekannt, aber real u. wirklich) handelt.

In der konstruktivistischen Systemtheorie können nur geschlossene Systeme erkennen. Dabei wird die Realität De-Ontologisiert. D.h. es wird zwar eine Realität angenommen, die unterschieden, beobachtet etc. wird, aber sie hat keine ontologische Relevanz.
Das man nicht entscheiden kann, ob es eine Realität gibt od. nicht, widerlegt nicht die Realität sondern nur die glatte Unterscheidung Sein]Nicht-Sein.

Erkenntnis läuft über, bei rekursiven u. selbstreferentiellen Systemen übliche, vernetzte Operationen, bei der die eine die andere bestätigt und mit jeder neuen Anschlussoperation das System reproduziert und seine Grenzen gezogen werden. Ein System ist eine Vielfalt (von Operationen) als Einheit (dieser Operationen) (unitas multiplex). Die Erkenntnis wird durch andere Operationen bedingt und diese werden durch die Erkenntnis bedingt.

Kein System kann außerhalb seiner Grenzen operieren. --> Jede zusätzliche Operation weitet die Grenzen lediglich aus, kann aber keine Verknüpfung mit der Umwelt herstellen. Grenzen haben die Funktion Diskontinuität (nicht Übergang) zu sichern. Erkennen ist also eine in Bezug auf die Umwelt kontaktunfähige und blinde Operation.

"Können wir überhaupt von Erkenntnis reden?"

Zunächst muss folgendes festgehalten werden:

- Was ist = Was es ist # was es nicht ist

- Nichts ist nicht!! -----> "Nichts" ist kein substanzieller Begriff

- Nichts # nicht

- "nicht" ist ein positiver Operator --> er führt zu positiven Operationen mit denen etwas erreicht wird. Auch mit "... ist nicht"-Operationen wird die Autopoiesis des Systems fortgesetzt.

--> Negationen werden immer positiv anschlussfähig und sie besitzen eine Vorgeschichte.
--> Das (ALLES!) Negative ist positiv in einem rekursiv operierenden System, und es gibt in der Umwelt des Systems nichts was dem entspricht.


Eine an Paradoxien anschließende Logik muss auf die Entfaltung eines Zirkels abstellen. Unterscheidungen müssen in das durch sie Unterschiedene wieder eintreten => reentry.
Dies geschieht in der Reihenfolge:
1.) Draw a distinction
2.) reentry


Beobachten ist Erkennen, soweit es Redundanzen benutzt und erzeugt. Redundanzen sind bestimmte systeminterne Beschränkungen, die bestimmte Beobachtungen wahrscheinlicher und andere unwahrscheinlicher machen.

Der Schritt zum Konstruktivismus ergibt sich aus dem Problem des Erkennens: Denn schon die Differenz und der Horizont von Möglichkeiten, aufgrund derer Information Selektion (= Information) sein kann, ist systemintern konstruiert. Für nichts womit das System operiert - weder für Unterscheidungen und Bezeichnungen (-> Beobachtungen), noch für Negationen - gibt es ein Korrelat in der Umwelt des Systems. Alle Unterscheidungen sind rein interne Rekursive, Redundanzen aufbauende und Redundanzen störende, Operationen eines Systems. Auch Informationen sind systeminterne Errungenschaften.

Alles Beobachten setzt eine blind benutzte Unterscheidung im Moment ihers Gebrauchs voraus, deren Beobachtung eine andere blinde Unterscheidung bedürfte. Der Kontakt mit der, in der Systemtheorie unangezweifelten Außenwelt, ist möglich, aber nur als Bedingungen der Wirklichkeit der Operation des Systems selbst. ---> Allerdings wird das was existiert, durch den Beobachter hinzuimaginiert. Der Grund dafür, ebenso wie die Folge davon ist, dass mit der Gebrauch spezifizierter Unterscheidungen ein reichhaltiger Kombinationsraum erschlossen werden kann, der dem System dann über Entscheidungen über eigene Operationen dient.

Erkennen ist Realisieren kombinatorischer Gewinne auf Basis der Ausdifferenzierung eines Systems gegenüber seiner Umwelt.

Der blinde Fleck. der bei im Gebrauch jeder Unterscheidung mitgeführt wird. ist die Garantie einer Welt außerhalb der System]Umwelt-Welt.
Gleichzeitig entstehen durch ihn Paradoxien als Produkt jeder Erkenntnis, weil wir blinde Unterscheidungen benutzen um blinde Unterscheidungen zu beobachten.

Welt = System + Umwelt

Wirklich Systeme benötigen eine wirkliche Welt um existieren und erkennen zu können. -> Die Welt ist aber kognitiv unzugänglich.

[Als soziale Realität gilt nun dass, was im Beobachten eienr Mehrheit von Beobachtern als ihnen trotz ihrer Unterschiedenheit übereinstimmend gegeben beobachtet werden kann. Dabei muss ein Beobachter [eine Mehrheit von Beobachtern] unterscheiden können.]

ZEIT

Kognitive Systeme operieren auf der Basis von Ereignissen mit momenthafter Aktualität. Damit ein Ereignis durch ein anderes Ereignisse ersetzt werden kann, müssen entsprechende Strukturen geschaffen werden. Sind diese vorhanden, findet der Übergang in einem systemspezifischen (von der Umwelt unterschiedenen) Tempo und Rhythmus statt. Das Zeitverhältnis von System und Umwelt lässt als eins der Gleichzeitigkeit beobachten.



Was Gleichzeitig (Bedingung für Zeitunterscheidungen) ist, lässt sich nicht beeinflussen. Die Position des Systems zwischen eigener Zukunft und eigner Vergangenheit bezeichnet die systemspezifische Zeit.

Das System kann Prognosen abgeben. Das heißt, dass es mittels orgnanisation der Differenz von Informationen über Vergangenes (Rückgriff auf Gedächtnis) und erwartet Zukünftiges, eine Konstruktion bemüht, die es ihm ermöglichen kann sich auf selbstgeschaffene Risken auf verschieden Arten vorzubereiten. Die Differenz zwischen Vergangenem und Zukünftigem kommt so natürlich nur im jeweiligen System vor.

Da das Inaktuelle aufgrund nicht-veränderbarkeit konstant gehalten werden kann, können Außenweltveränderungen durch terminologische Konstanten repräsentiert werden. Dazu benötigt ein System Aufzeichnungen.

---> Welt als unbeobachtbare Welt wird in die 3 Dimensionen [Sozialdimension], [Sachdimension] [Zeitdimension] entfaltet. Darin verankert ist die Gleichzeitigkeit der Welt, die sich in dieser Hinsicht nicht verändert, sondern jeder Aktualisierung mitgegeben ist.

Freiheiten der Erkenntis beruhen auf der radikalen Desimultanisierung der Welt --> der Verkürzung auf den fast nichts bedeutenden Moment.
--> in der gewonnen Fülle von Möglichkeiten, muss sich die Erkenntnis dann eigenbestimmt zurechtfinden.
--> Ein Moment ist Moment nur für einen Beobachter.

--> durch eigene Operationen erzeugte Systemzustände dienen als Kriterium für das Passen od. Nicht-Passen weiterer Operationen (Reize aus der Umwelt können mitwirken)





blinder Fleck beobachten --> latente Strukturen und Funktionen des beobachteten Beobachters beobachten

"Auf welche Eigenzustände konvergiert ein System, dass seine Beobachtungen ständig auf das konzentriert, was andere nicht beobachten?"

-> Da jeder Gebrauch von Unterscheidungen Paradoxien produziert, muss man von der Seite beobachten und fragen: "Was ist der blinde Fleck der Paradoxie?"

--> zeitlich und sozial aufteilen
--> verweisen auf Sachtheorie (Theorie autopoietischer Systeme)
--> eine Paradoxie ist auch "nur" eine Operation, die auf andere, vorausgegangene u. anschließende Operationen verweist.


Durch das Unterscheiden differenziert sich das Erkennen gegen alles, was nicht Erkennen ist.
-> Erkennen ist aber auch schon eine real konditionierte Operation -> erkenntnisspezifische Codierungen u. umweltdifferente Unterscheidungen

Realität wird über Unterscheidungen konstruiert u. bleibt damit Konstruktion
Erkenntnis = Realitätsgarantie, Realitätsäquivalent
Realität ist das, was man nicht erkennt, wenn man die Realität erkennt

Die Operation vollzieht sich gleichzeitig mit der Welt, die ihr deshalb kognitiv unzugänglich bleibt.

Erkennen als Realoperation verdankt sich also vor allem einem Instrument, welches operationale Geschlossenheit erfordert und sich von seiner Umwelt absolut unterscheidet. Damit gewinnt das System die Multiplikation kombinatorischer Möglichkeiten und zwar durch die optionale Verwendung von Unterscheidungen.

[Erkennen erfordert Sinn] + [Sinn erfordert Unterscheidungen] = [letzte Realität sinnlos (gedacht)]



"Wie bringt ein System es fertig, Beschränkungen durch die Umwelt in Bedingungen der Steigerung eigener Komplexität umzuformen?"

--> Nicht-Beliebigkeit von Erkenntnis ist nichts anderes als die evolutionär kontrollierte Selektivität des in der Frage formulierten Umformungsprozesses.


Die Systemtheorie, gerade auch die soziologische, ist als post-humanistische Theorie angelegt, was meint, dass Erkennen und Beobachten von den verschiedensten empirischen autopoietischen Systemen durchführt werden kann. Und dass diverse Beobachtungsoperationen zu verschiedenster Realitätserkenntnissen führen kann. Das heißt auch, dass die Einheit des Erkenntniszusammenhangs nur in den jeweiligen Systemgrenzen reproduziert werden kann.


[Soziologie]

Erkenntnis ist ein Produkt des Kommunikationssystem Gesellschaft, an dem Bewusstsein nur minimal beteiligt ist. Der dabei entstehende Wissensbestand ist ein Artefakt, dessen weiterprozessieren Aufzeichnungsmöglichkeiten(Speichermedien) verlangt.


! - Die Konstruktion eines anderen Beobachters kann durch Kommunikation erzwungen werden.

--> Kommunikation kommt nur dann zustande, wenn ein Beobachter imstande ist, in seinem Wahrnehmungsbereich zwischen Mitteilung vs. Information zu unterscheiden. --> "Mitteilung als Mitteilung einer Information" }- 1.Unterscheidung

Die Unterscheidung Mitteilung/Information ist für die Analyse sozialer Systeme (als Ganzheit aller dann: Gesellschaft) diejenige, die erklärt, warum sich Kommunikation so voraussetzungsreich u. Folgenwirksam evolutionär durchsetzen konnte.

--> Subjekt/Objekt => BLACK BOX <-- Hauptsache die Unterscheidung funktioniert }- 2.Unterscheidung Zunehmende Differenzierung und Komplexität von Kommunikationssystemen ermöglichen das Latenzbeobachten

9.8.06

(7) Definitionen

Ausdifferenzierung : Ein System erreicht einen hohen Grad an Autonomie und Selbstprogrammierung innerhalb des Gesellschaftssystem

Ausgeschlossenes Drittes : Der Beobachter einer Beobachtung (-> man kann sehen was er nicht sieht, wenn man beobachtet, welche Unterscheidungen er verwendet)

Autologie : Auflösung der Paradoxie, dass jede Beobachtung 2.Ordnung auch eine Beobachtung 1. Ordnung ist, durch Rückrechnung dieser Feststellung auf die Beobachtung selbst.

Beobachter : System, dass mit Bezug auf andere Operationen operiert. Der Beobachter differenziert sich dadurch, dass er beobachtet, aus einer Umwelt aus. Selbstbeobachtung ist nur durch die Unterscheidung Selbst]Umwelt möglich.

Beobachtung : Operation, die Unterscheidungen verwendet zur Bezeichnung der einen und nicht der anderen Seite. Beobachten ist Erkennen, soweit es Redundanzen benutzt und erzeugt (wiederverwendbare Resultate zeitigt).

Beobachtung 1. Ordnung : Schlichte Operation. Sie Bezeichnet etwas und unterscheidet dies dadurch von anderem. Das was sie bezeichnet, kann auch ein anderer Beobachter sein.

Beobachtung 2. Ordnung : Beobachtet ausschließlich Beobachter. Sie sieht was dieser sieht, was dieser sieht, wie er sieht, was er sieht, und das er nicht sieht, was er nicht sieht. Sie ist immer auch Beobachtung 1. Ordnung, besonders ist ihr aber ihre autologische Kompenente.

Bewusstsein : Denkt was es denkt. Es ist ein Medium, das vielerlei Zustände annehmen und vermitteln kann, ist in jedem seiner Operationen durch eigene Strukturen determiniert. Durch Sprache ist Bewusstsein Medium und strukturdeterminiertes System zugleich.

Blinder Fleck : Die in der Beobachtung operativ verwendete, aber nicht beobachtbare Unterscheidung des Beobachtens. Sie ist zugleich Weltgaranie. Der blinde Fleck ist die Einheit der Unterscheidung, die ein Beobachter zur Bezeichnung der einen (u. nicht der anderen) Seite benutzt.

Begriffe : Referenten die auf der Innenseite einer Unterscheidung von "bestimmtem anderen" auf der Außenseite unterschieden werden. Bspw.: Recht]Unrecht

Binäre Codes : Ermöglichen es, alle Operationen die einen solchen Code verwenden, dem dafür zuständigen System zuzuordnen. Dieses Erkennungsverfahren kann sowohl von einem externen Beobachter, als auch als Bedingung der Selbstidentifikation, als Bedingung des autopoietischen operierens der betreffenden Systeme selbst angewendet werden.
Alle binären Codes beanspruchen "universale" und "spezifische" Relevanz. Sie gelten für alles, was im Informationshorizont des entsprechenden Systems relevant wird, aber sie bilden zugleich eine spezifische Unterscheidung, die mit Hilfe von zugeordneten Programmen operationalisiert wird und eindeutige Zuordnungen (unter Ausschluß anderer) ermöglicht.

Ding(e) : Referenten die auf der Innenseite einer Unterscheidung von "allem anderen" auf der Außenseite unterschieden werden. Bspw. "Sein]Nichtsein" oder "dieser Tisch]alles nur nicht dieser Tisch"

distal knowledge : Distanz überwindendes Wissen

Eigenzustände : Ein sinnhafter, nicht durch eine einzige Operation zu wiederlegender Weltaufbau, der durch Anreicherung von kondensiertem Sinn durch Replikation ein u. derselben Operation in mehreren Situationen, letztlich zur Abstraktion der Bezeichnung für das, was in den verschiedenen Beobachtungen als dasselbe erscheint, führt.

Erkennen : Realisierung kombinatorischer Gewinne auf der Basis der Ausdifferenzierung eines gegen seine Umwelt geschlossenen (aber: in ihr "eingeschlossenen) Systems. Es handelt sich um einen selbstreferentiellen Prozess, der nur das Erkennen der Außenwelt erkennt, nicht die Außenwelt direkt.

Erkenntnis :Prozessieren einer Unterscheidung. Von dieser Unterscheidung, die ihr zurgrundeliegt, geht eine strukturelle Beschränkungen durch Abhängigkeit aus. Sie kann aber das Beobachten wenigstens entsprechend dirigieren. Erkenntnis ist des weiteren ein Produkt des Kommunikationssystem Ges. (NICHT "der Menschen").Der als Nebenfolge entstehende Wissensbestand ist ein Artefakt der Kommunikation.

Erkenntnistheorie (konstruktivistische) : ET reflektiert die Unsicherheit der Erkenntnis u. bietet dafür Gründe an. Sie kann die Gesellschaft in irritierender Weise darauf aufmerksam machen, was sie sich leistet, wenn sie sich Wisschenschaft leistet.

Form : Markierung einer Differenz mit Hilfe einer Unterscheidung, die dazu zwingt, entweder die eine oder die andere Seite zu bezeichnen. Sie hat eine Innenseite und eine Außenseite. Form bezeichnet eine Grenze.


In den Formbegriff ist Zeit durch das in ihr gleichzeitige Vorkommen der beiden Seiten, die sich aber nur durch zeitverbrauchendes Kreuzen der Grenze abwechselnd erreichen lassen, Vorher und Nachher bereits eingebaut.
Die Form ist ein Begriff für die sich selbst beobachtende Welt. Er bezeichnet die Verletzung der Welt durch einen Einschnitt, gleich der Ausdifferenzierung von Systemen.

Genetik : Wie wird das erzeugt, was dem Beobachtetem als Identisches zu Grund gelegt wird?

Gott : Beobachter der nicht unterscheiden muss, um beobachten zu können. Er kann nicht ontologisch beschrieben werden.

Grenze : Folge der Verwendung des Formbegriffs der zwischen Innenseite und Außenseite unterscheidet. Sie muss gekreuzt werden um von der einen zur anderen Seite zu gelangen, dazu muss man der anderen Seite der Unterscheidung eine Bezeichnung geben. Eine Grenze hat die Funktion, Diskontinuitäten zwischen System und Umwelt zu sichern (n i c h t Wege aus/in dem/das System zu weisen).

Identität : Resultat der Errechnung von Eigenwerten eines Systems. Das Resultat ist bzgl. seiner Beschreibung / Beobachtung auf die Unterscheidung Identisch / Nicht-Identisch angewiesen. Identität bildet sich als Kondensat einer Merhzahl von Operationen bzw. - etwas flexibler - als Konfirmation.

Information : Unterschied der einen Unterschied macht. Systeminterne Errungenschaft, durch die Selektion innerhalb eines Möglichkeitenhorizonts unter Gebrauch einer Differenz.

Interpenetration : In einem Bezugssystem erhält die Einheit und Komplexität eines bestimmten anderen Systems eine Funktion. Die Art und Weise, in der das geschieht, ist an den jeweils systemeigenen Strukturen in Operationen aufzuweisen.

Kognition : rekursives Prozessieren von Symbolen in Systemen, die durch die Bedingungen der Anschlussfähigkeit ihrer Operationen geschlossen sind.

Kommunikation - Bewusstsein Verhältnis : Kommunikation ist nur möglich als autopoietisches System. Sie reproduziert mit Hilfe von Sprache Kommunikation aus Kommunikation u. benutzt diese strukturelle Bedingung ihrer Reproduktion zugleich, um Bewusstsein als Medium in Anspruch zu nehmen.
Bewusstsein ist demnach an Kommunikation beteiligt als strukturdeterministisches System und als Medium. Das ist nur möglich, weil psychische und soziale Systeme niemals fusionieren, u. auch nicht partiell überlappen, sondern völlig getrennte, selbstreferentiell geschlossene, autopoietisch-reproduktive Systeme sind.

Kondensation :Mehrere Operationen die aneinander anschlißen werden identisch gesetzt --> d.h. Dieselbe Operation wird wiederholt um ihre Resultate zu bestätigen. Sinneinheiten sind so nicht mehr mit einer einzigen Operation zu erfassen. Bsp.: Der Gegrüßte hat den Gruß nicht bemerkt, man grüßt nochmal. Es bildet sich eine Identität der Operationen.

Konfirmation : Der Sinngehalt von mehreren Operationen wird durch erneutes ausführen derselbigen bestätigt. Es wird eine mit mehereren Situationen kompatible Identität ausgebildet, indem sie einen bestimmten Möglichkeitenspielraum anzeigt. Bsp.: Man bestätigt den Gruß, indem man ihn nochmals ausführt.

Konstruktivismus : Realistische Erkenntnistheorie, de empirische Argumente benutzt. Er vertritt die systemabhängigkeit aller Erkenntnis sowie die Möglichkeit der - ebenfalls systemabhängigen - Beobachtungsmöglichkeit 2.Ordnung. Er wendet sich gegen alle Selbstbegründungsansprüche der Erkenntnistheorie u. deren Formen ihrer Externalisierung. Ein besonderes Interesse gilt dem, was der Beobachtetr n i c h t beobachtet, seinem blinden Fleck. Das Beobachten richtet sich auf die für den beobachteten Beobachter latenten Strukturen und Funktionen ein.

Kommunikationssysteme : Operativ geschlossene Systeme die Kommunikation durch Kommunikation auf der Basis eines durch Kommunikation errreichten historischen Zustands reproduzieren. Sie tun dies mit Hilfe von Strukturen, die selber Produkte von Kommunikation sind. Sie entscheiden dabei was wiederverwendet, was erinnert und was vergessen wird. Und der Vollzug kommunikativer Operationen entscheidet auch darüber, was als kausal mitwirkende Umwelt vorausgesetzt wird, nämlich körperlich und mental gegebene Menschen, und was an Umweltzuständen oder -ereignissen jeweils zum Thema der Kommunikation gemacht wird.

Komplexitätssteigerung : Mögliche Folge von Beschränkungen, welche aber Bedingungen der Komplexitätssteigerung sind. Die Nichtbeliebigkeit von Erkenntnis ist die evolutionär kontrollierte Selektivität dieses Umformungsprozesses.

Kybernetik : Zirkuläre Vernetzung von (Erkenntnis-)operationen

Marked state: Innenseite der Form

Mensch : Rahmenbegriff für unübersehbare Komplexität. Das Konglomerat "Mensch" wird von diversen emergenten Ebenen des Ordnungsaufbaus von Realität durchschnitten.

Moment (aktueller) : Verkürzung der Gleichzeitigkeit von System und Umwelt. Der Moment ist aber Moment nur für einen Beobachter, der Aktualität in ihren Grenzen sieht u. sie als "Existenz" bezeichnen kann.

Negation : Operation, die durch den Gebrauch einer Unterscheidung ermöglicht wird. Um zu negieren, muss man das, was man negieren will, zuerst unterscheiden können.

Neokybernetik : Erkenntnismethode des Beobachten von Beobachtern

Obketivsmus : Erkenntnis als Zustand oder Vorgang in einem bestimmten Objekt. --> Annahme, man könne ein Objekt ohne Rücksicht auf seine Umweltbeziehungen beschreiben. (empirisch)

Ontologie : Bestimmte Form des Beobachtens und Beschreiben, bei der ein Beobachter mit der Unterscheidung Sein]Nichtsein operiert. Was als "seiend" bezeichnet wird, gilt als anschlussfähig. Für die Ontologie gelten metaontologische Regeöln des Formgebrauchs

->Die Spätphase der Ontologie hat noch die Unterscheidung Objektiv]Subjektiv eingeführt.
->Ebenfalls verwendet, aber mit erheblichen Folgeproblemen, wurde Sein]Seiendem verwendet

Operation : Operation ist das faktische Stattfinden von Ereignissen, deren Reproduktion die Autopoiesis des Systems durchführt.

Parasit :
Der Beobachter einer Unterscheidung

Paradoxie : Sinnvoll zugelassene Aussage, die gleichwohl zu Antinomien od. zu Unentscheidbarkeiten führt. Zum Umgang mit Paradoxien gibt es 2 Möglichkeiten:

(1.) ad-hoc angesetzte Ausschlussverfahren. Paradoxien werden durch Vorkehrungen eleminiert
(2.) Umstellung auf Beobachtung von Beobachtungen. Die jeder Beobachtung zugrunde liegende Unterscheidung verstrickt den Beobachter in Paradoxien. Rekursives Beobachten eleminiert Paradoxien zwar nicht, wohl aber ihre zeitliche u. soziale Aufteilung auf verschiendene Operationen.

Paradoxien dienen der Trennung von Operation und Beobachtung. Sie lassen Operationen geschehen, blockieren aber Beobachtungen.

Person : Erwartungscollage

Prognose : Produkt einer systemeigenen Imagination die sich am Gedächtnis kontrollieren lässt. Versuch, mit einer Konstruktion der Informationsorganisation zukünftiges zu erkennen.

Realität : Der Bezug zur Realität der Außenwelt wird durch den blinden Fleck der Erkenntnisoperationen hergestellt. Realität ist das, was man nicht erkennt, wenn man sie erkennt. Letzte Realität muss sinnlos gedacht werden.

Redundanz : systeminterne Beschränkung des Beobachtens mit der Folge, dass eine bestimmte Beobachtung andere wahrscheinlich bzw. unwahrscheinlich macht.

reentry : Eintritt der Unterscheidung in das durch sie Unterschiedene

Rekursivität : Als rekursiv bezeichnet man einen Prozess, der Ergebnisse einer vorangegangenen Operation als Grundlage weiterer Operationen verwendet. Rekursivität erfodert die laufende Durchführung von Konsistenzprüfungen und hierfür ist eine binäre Schematisierung erforderlich, die Möglichkeiten des Annehmens u. Verwerfens bereithält. Bezogen auf Beobachten ermöglicht diese Struktur ein laufendes Beobachten von Beobachtern.

Sinn : Auf der Ebene der Beobachtung ins Spiel gebracht, handelt es sich um einen in Operationen aktuell verfügbaren Verweisungsüberschuss, der zur Selektion zwingt. Sinn gestattet es der aktuell laufenden Operation sich als Auswahl von xXx zu verstehen.

Sinngenese : Durch konfirmieren zweier Operationen entsteht ein Sinnkern und mit ihm verbunden, ein Horizont der Verweisungen auf andere Möglichkeiten.
Durch das Simultanprozessieren von Kondensierung und Konfirmierung wird die Differenz von Aktualität und Possibilität als konstituierende Differenz des Mediums Sinn erzeugt.

Soziale Realität : Das, was im Beobachten einer Mehrheit von Beobachtern als ihnen trotz ihrer Unterschiedenheit übereinstimmend gegeben beobachtet werden kann.

Soziale Strukturen : Verhaltenserwartungen; Konditionierungen der Erwartungen des Verhaltens

Soziale Systeme : siehe Kommunikationssysteme

Strukturdetermination : Systeme sind strukturdeterminiert, wenn sie jede Reproduktion ihrer eigenen Operationen, was immer die externen Anschlüsse sind, nur an den eigene Strukturen determinieren.

Strukturelle Kopplung : Zum einen wird durch st.K. die Differenz von System und Umwelt sowohl respektiert als auch überbrückt, zum anderen bezeichnet der Begriff immer ein Verhältnis der Gleinzeitigkeit und somit des nicht möglichen Eingriffs.
Gekoppelte Strukturen sind immer nur in den Systemen gegeben oder durch sie beobachtete Umweltzustände. St.K. bildet hochselektive Zusammenhänge und verknüpft keineswegs die Gesamtrealität der Umwelt mit dem System.

Subjektivismus : Mit Mitteln der Introspektion (Rückzug auf die Selbstreferenz des eigenen Bewusstseins) zu Urteilen über die Welt der anderen kommen. (tranzendental)

Symbol : Einheit des Getrennten; Zueinanderpassen des Unterschiedenen. Das Symbol kann nur diabolisch gehandhabt werden ("Distinction" nur über "indications") --> denn nur das Unterschiedene ist anschlussfähig.

Unitas Multiplex : Einheit, die nur als Vielfalt Einheit ist. Bspw. ein System, dass seine Einheit erst und nur aus einer Vielzahl aneinander anschließender Operationen gewinnt und variiert.

Unmarked state : Außenseite der Form

Unterscheidung : Das Markieren einer Grenze mit der Folge, dass man nur durch Überschreitung der Grenze von der einen zur anderen Seite gelangen kann. Unterscheidungen werden als Differenz und nicht als Einheit benutzt.

Welt : Das, was beim Installieren einer Beobachtungsmöglichkeit (1.) verletzt und (2.) unbeobachtbar wird. Sie kann nur paradox als Gleichzeitigkeit von 2 Seiten einer Unterscheidung, als Einheit der Differenz von System u. Umwelt (Selbst- u. Fremdreferenz) gedacht werden.

Zeit : Etwas, was nur einmal und nie wirder aktuell wird. Alles was geschieht, geschieht zum ersten und zum letzten Mal.

(Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert)

7.8.06

(6) Identität - was oder wie (SK2)

Zusammenfassung des Text aus Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 5


Die Kybernetik zweiter Ordnung (second order cybernetics) stellt von "Was-" auf "Wie-"Fragen um. Beides ist eine Form des Operierens und Beschreibens, allerdings auf 2 verschiedenen Ebenen: weg von der unmittelbaren Sachbeobachtung und -beschreibung, hin zum beobachten und beschreiben von Beobachtungen und Beschreibungen.
Um eine Beobachtung zweiter Ordnung durchzuführen muss (1.) ein Beobachter von dem unterschieden werden, was er beobachtet und (2.) müssen seine Beobachtungsoperationen von den anderen Operationen die er ausführt isoliert werden. WIE ist das möglich? --> Durch Beobachtung zweiter Ordnung.

In der konstruktivistisch-systemischen Gesellschaftstheorie wird autologisch und zirkulär vorgegangen. Es wird eine Beschreibung verwendetet, die sich aus dem Beobachtungsgegenstand, der Gesellschaft als Gesamtheit aller Kommunikation, selbst ergibt. Das System welches das beobachtete System als System in der Unterscheidung System]Umwelt beschreibt ist das ein und dasselbe System.

Die Beobachtung 2. Ordnung stellt einen universalen Weltbezug her. Es gibt soviele Welten, wie es Beobachter gibt. Jeder von ihnen sieht eine komlette Welt ohne Nichts, auf der Seite des Systems der System]Umwelt-Unterscheidung. Aber sie können DIE Meta-WELT, die Einheit von System und Umwelt sich nur imaginär vorstellen, letztlich bleibt sie ihnen unzugänglich. Die Welt komplette Welt ist für einen Beobachter immer komplexitätsreduzierte Welt.

Die Reduktion der Komplexität, welche stattfindet, wenn Beobachter etwas beobachten, ist die Voraussetzung dafür, dass es innersystemisch bzgl. der Beobachtungsmöglichkeiten zu einer Komplexitätssteigerung kommt. }- Ausgeschlossen ist lediglich, die Beobachtung selbst zu beobachten (es sei denn mit einer erneuten, unbeobachtbaren Beobachtung). Eine Unterscheidung kann während mit ihr operiert / gearbeitet wird, nicht gleichzeitig unterschieden werden. Dies ist der blinde Fleck.

Als Unterscheidung verstehen wir hier eine Form mit 2 Seiten. Die eine Seite ist eine vertikale und unterscheidet zwei Werte, die andere Seite ist eine vertikale und bezeichnet einen (und nur einen) Wert der beiden. Dabei handelt es sich bei dem markierten Wert um den Wert, der mit der Unterscheidung beobachtet und an den angeschlossen wird. Der andere Wert dient lediglich zur Reflexion.

Eine Unterscheidung wird spezifizierbar, indem man auch ihrer unmarkierten Seite eine Bezeichnung gibt. Damit wird auch die markierte Seite erst als Begriff verwendbar, denn auf der gegenüberliegenden Seite (dem nun benannten unmarked state) liegt alles, was ebenfalls durch die markierte Seite betroffen ist, aber nicht betrachtet wird. Durch diesen "ganzen Rest", wird die Kontingenz sowie Einschränkungen und Bedingungen für Anschlussmöglichkeiten der Innenseite deutlich.

Will man allerdings die Grenze kreuzen, d.h. vom markierten Raum in den unmarkierten Raum und vielleicht von dort auch wieder zurück, so benötigt man für jedes Mal, wenn man die Grenze kreuzt, Zeit. Obwohl beide Seiten immer gleichzeitig gegeben sind, kann man nicht auf beiden Seiten gleichzeitig operieren.
Die Form bildet ein paradoxes Zeitverhältnis ab: das gleichzeitige Vorher und Nachher in einer Zeit die weitere Vorhers und Nachhers in Aussicht stellt. Dieses Formkalkül für in eine Logik, die nichtstationär und sich selbst asymmetrisierend ist.

Die Grenze, die, durch den Formbegriff abgebildet, in die Welt gezogen wird, beschreibt die Welt als sich selbst beobachtende Welt, als Ausdifferenzierung von Systemen.
Um die Gesellschaft nicht mehr ontologisch beschreiben zu müssen - was ohnehin nicht angemessen funktioniert - stellen wir ab auf das Beobachten von Beobachtern, was uns erlaubt, gleiches ungleich zu behandeln und zwar indem verschiedene basale Unterscheidungen den Beobachtungen zugrunde legen.
Beim Beobachten zweiter Ordnung wird trotzdem noch das beobachtet, was der beobachtete Beobachter 1. Ordnung sieht, aber nicht direkt, sondern über den Beobachter 1. Ordnung (würden beide direkt sehen, hätte man 2 parallele Beobachter 1.Ordnung).
Für das Problem des Beobachens von Gesellschaft (aka Kommunikation) (in der man bspw. über Struktur, die an Bewusstseinssysteme gekoppelt ist, mit nicht mitkommuniziertes (latente Vorstellungen, Interessen etc.) der einzelnen individuellen Bewusstseinssysteme rechnen muss) heißt dass, das man (d.h. hier: die Kommunikation) zwar sieht was man sieht, aber nicht sieht, was man nicht sieht (Insofern wird Kommunikation immer partiell unsteuerbar bleiben und kann höchstens in einem relativ offenen Raum herumgeschubst werden. Anm. D.K.).

Hier wird eine genetische Theorie der Sinnkonstitution postuliert und zwar mit der Absicht, die Genese von Identität und die Folgen der Art und Weise wie sie produziert wird besser analysieren zu können. Identität ist, was bei der Synthese einer Vielzahl von Eindrücken fremder Herkunft als Identisch beobachtet wird. Erforderlich wird eine Identifikation erst dann, wenn eine Operation wiederholt werden soll, also bei Systembildung (Anschluss von Operation an Operation). Identität bidelt sich durch die Technik der Kondensation (eine Operation wird mit einer anderen identisch gesetzt) oder durch die Technik der Konfirmation (eine Operation wird durch Wiederholung bestätigt). Auf diese Weise wird auch Sinn generiert.

Die Beobachtung der Erzeugung von Sinn (als Wiederholung, Kondensation oder Konfirmation) ist immer eine Beobachtung 2, Ordnung. Kommunikationssysteme können dann anschließend sich mit einem Kommunikationsnetzwerk 2. Ordnung ausstatten um ihren eigenen Zustand beobachten zu können.

Da es aber unmöglich ist auf die Außenseite des Sinn-Begriffs zu wechseln (es müsste sich wohl um sowas wie Verwirrung von Zeichen handeln; Anm. D.K.), da man auch "Nicht-Sinn" sinnhaft interpretieren müsste, kann Sinn nur "als ob" von außen beobachtet werden. Allerdings kann man als für Oszillation offene Unterscheidungen auf Kondensation]Konfirmation] bzw. Aktualität]Potentialität] rekurrieren.

Im Gegensaz
tzur Ontologie, die das "Nichtsein" als grundlegende Gegenseite vom grundlegenden "Sein" installiert, wird im, an vielen Unterscheidungen orientierten Konstruktivismus zwischen "Nichtsein" und "unmarked state" unterschieden. Zum "Nichtsein" konnte man von der "Sein"-Seite nicht wechseln , denn man kann das Nichtsein in der Welt nicht beobachten, weil alles was man beobachtet ja ist. Man kreuzte also die Unterscheidung einmal und sah nichts und kreuzte sie noch mal und alles war wie vorher. }- "]] -> " }- dieses Form des Kreuzen wird cancellation genannt. Dagegen ist es bei höherstufigen Begriffen prinzipiell möglich, die Unterscheidung zur anderen Seite, dem "unmarked state", zu kreuzen.

Bleibt man auf der anderen Seite (dem "unmarked state") und operiert von dort aus, so wird diese Seite zur Reflexionsseite der Innenseite und zeigt die Kontingenz des dort bezeichneten Wertes. }- dies wird compensation genannt. Aber man kann nicht auf der "unmarked state"-Seite bleiben, denn dies würde dazu führen, dass man sie mit einer Bezeichnung versieht und es mit einer neuen Innenseite einer neuen Form zu tun hätte.

Zu den strukturellen Bedingungen der hier beschreibenden und beschriebenen modernen Gesellschaft gehört ein hohes Maß an funktionaler Ausdifferenzierung und damit die Entwicklung einer Vielzahl von binären Codes. Diese sind Voraussetzung für die Ausdifferenzierung von Funktionssystemen. für welche die binären Codes unabhängig voneinander operationsleitende Funktionen erfüllen. Jedes Funktionssystem unterliegt dabei einem eigenen und nur einmal vorkommenden Code. Eine Supercodierung bspw. durch Moral ist nicht möglich (Gleichwohl kann die ganze Ges. durch eine solche Codiert sein, nämlich die durch Inklusion und Exklusion. Dazu gehört nur, wer dazugehört; Anm. D.K.)

Der relevante Informationshorizont für ein operierendes System ist immer "die Welt". Aber es ist "die Welt aus einer ganz bestimmten Perspektive". Hier kommt die Kombination der Unterscheidung spezifisch/universell ins Spiel, die ein Kennzeichen der modernen Ges. ist. Mit der universellen Komponente der Codierung wird gleichsam die ganz Welt unter jeweils einer systemspezielle Codierung erfasst, während mit der spezifischen Seite gemeint ist, dass bestimmte Programme ausgebildet werden, die ganz bestimmte Zuordnungen ermöglichen. Die binären Codierungen sind nicht austauschbar, die Programme unterliegen ständigen Veränderungen. In eine adäquate Gesellschaftstheorie muss diese Erkenntnis eingearbeitet werden. Dies kann durch polykontexturale Formen ermöglicht werden.

Eine solche Form der polykontexturalen Gesellschaftsbeschreibung wäre, dass man jedem Code transjunktives Operieren zuerkennt, d.h. dass die Gleichzeitigkeit von Innenwelt (System) und Außenwelt (Umwelt) anerkannt wird, mit dem Recht (weil nur so möglich), einen systeminteren Funktionsprimat zu akzeptieren und alles andere zu verwerfen. Ein Beobachter 2.Ordnung könnte dabei zugleich sehen, was die beobachteten Systeme nicht sehen. Er wird beobachten, wie die Systeme über den Gebrauch einer bestimmten Leitunterscheidung ihrer Identität generieren und von dieser Unterscheidung abhängig sind.

Gesellschaft und ihre binnensystemisch ausdifferenzierten Subsysteme sind davon nicht ausgenommen. Sie kann sich nur selbstreferentiell beobachten und beschreiben, denn sie ist autopoietisch und geschlossen. Ihre Selbst- wie Fremdbeschreibung sind immer intern produzierte Beschreibungen. Eine freischwebende Weltaussage fällt aus dem Möglichkeitsrahmen, denn diese wäre der Punkt der Selbstreferenz, an dem Selbst- und Fremdbeschreibung zusammenlaufen. Weltbezug ist nur unter Hinweis auf den unbeobachteten "unmarked spate" möglich. Die moderne Gesellschaft produziert nicht nur unzählige Welten. Sie produziert auch das Problem der unbeschreibbaren Welt unzählige Male.

Statt mit Sicherheit einen letztlich gültigen Abschlussgedanken errechnen zu können, eine absolute Problemlösung zu erwarten, muss auf Problemzugang umgestellt werden, wofür aber verschieden Ausgangsunterscheidungen gewählt werden können. Wahl meint hier aber nicht "absolute freie Wahl", sondern konditionierte Wahl, Operationen als Auswahl in einem bestimmten gegebenen Rahmen. Die Beobachtung 2.Ordnung kann hier die Konditionierung des Unterscheidens u. Bezeichnens beobachten.





31.7.06

(5) Ontologie vs. Konstruktivismus



(Diese Post wird (höchstwahrscheinlich) regelmäßig aktualisiert)

(4) Ich sehe was, was du nicht siehst (SK1)

Zusammenfassung des Text aus Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 5.

Alteuropäischen Denkgewohnheiten müssen radikal überarbeitet und, wenn dies nötig ist, verworfen und ersetzt werden. Für die Soziologie ist dabei entscheidend, wie die moderne Gesellschaft angemessen beschrieben werden kann.

Luhmann beginnt mit einer Kritik an ontologischen Erkenntnisvoraussetzungen:

Die Ontologie arbeitet / operiert mit der grundlegenden Unterscheidung SEIN]NICHTSEIN. Anschlussfähig ist nur, was als "seiend" bezeichnet wird. Wenn die Ontologie Beobachter beobachtet, so beschränkt sie dies auf lediglich 2 Funktionen: KRITK und LERNEN.

Für alle ontologischen Beobachter gilt, dass es für alle zusammen nur eine einzige Welt gibt - was durchaus der Grund dafür sein kann, dass sie sich permanent streiten.

In der Spätphase der Ontologie, wurde noch die Unterscheidung OBJEKTIV]SUBJEKTIV eingeführt.

Die NEOKYBERNETIK löst nun diese Unterscheidung auf, durch die Erkenntnismethode der Beobachtung von Beobachtern.
Dabei soll umgangen werden, ein "Opfer der Zweiwertigkeit" eines normativen Instrumentariums zu werden (bspw. Konsensfindung als Rationalitätsbedingung), sondern die Differenz produzierende Beobachtung als solche, zum Zwecke der Selbstbeschreibung der Gesellschaft nutzbar zu machen. Wichtig: Eine "freischwebende Intelligenz" die ein "einigungsfähiges Weltwissen" zur Verfügung stellen kann, ist hier nirgends mehr zu finden.

REALITÄT IST NUR DAS, WAS BEOBACHTET WIRD

Die Konstruktion der Realität stellt ab, auf das empirische Beobachten von empirischen Beobachtern durch einen Beobachter. Der Beobachter agiert dabei als Parasit der Beobachtung, denn er kann die Beobachtung die benutzt um zu beobachten nicht beobachten, es sei denn um den Preis einer neuen Beobachtung, die er aber dann wiederum nicht beobachten könnte.

Um dieses selbstbezügliche Konzept nicht aufzugeben, benötigt man eine Theorie, die in der Lage ist "die eigene Blindheit auszuhalten".

Die Kybernetik zweiter Ordnung sieht immer einen Beobachter der unabhängig von dem Beobachtet, der ihn beobachtet und dabei eigene Unterscheidungen verwendet. Anstatt (eine) allgemeingültige Beobachtungspositionen (er)finden zu wollen, wird angenommen, dass anhaltende Beobachtungen eines Beobachters zu stabilen EIGENWERTE führen, die ab einem bestimmten Punkt durch neuere Beobachtungen nicht mehr allzu sehr variieren.

ERKENNTNIS ist ab jetzt, das PROZESSIEREN VON DIFFERENZEN. Das kann in Systemen selbst geschehen und somit auch in der Gesellschaft, die damit über ein Mittel der Selbstbeschreibung verfügt.

28.7.06

(2) Die Lektüre

Als Lektüre habe ich folgendes ausgewählt:


Thema 1: Operativer Konstruktivismus als systemtheoretische Erkenntnistheorie


  • Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 5 – Konstruktivistische Perspektiven, Wiesbaden (VS – Verlag), 1990
Darin besonders:
    • Identität – was oder wie, S.15-31
    • Das Erkenntnisprogramm des Konstruktivismus und die unbekannt bleibende Realität, S.31-58
    • Ich sehe was, was Du nicht siehst, S.220-226
  • Simon, Fritz B. : Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg (Carl-Auer-Verlag), 2006

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Thema 2: Wo ist der „Mensch“ in der Systemtheorie?


  • Hahn, Alois: Der Mensch in der deutschen Systemtheorie, in: Ulrich Bröckling, Axel T. Paul, Stefan Kaufmann (Hg.): Vernunft - Entwicklung - Leben. Schlüsselbegriffe der Moderne. Festschrift für Wolfgang Essbach, Wilhelm Fink Verlag, München 2004, S. 279 - 290.
  • Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 6, Die Soziologie und der Mensch, VS – Verlag, 1995
Darin besonders:
    • Die operative Geschlossenheit psychischer und sozialer Systeme, S.26-37
    • Wie ist Bewusstsein an Kommunikation beteiligt?, S.38-54
    • Die Soziologie und der Mensch, S.252-26

Ich werde alle Post die mit dem ersten Thema konvergieren mit (SKx) und alle die sich auf das zweite Thema beziehen mit (SMx) am Überschriftanfang kennzeichnen.

(1) Blog Dierkt

Heute habe ich mich für die Klausur, die im Herbst stattfinden wird, angemeldet. Mein Prüfer wird Prof. Alois Hahn sein.

Wie in der Unterschrift der Überschrift bereits steht, habe ich zwei Schwerpunkte gesetzt, zu der mich jeweils eine Frage erwarten wird.

Jetzt heißt es mit der Arbeit (Lektüre und Kognitionstraining) zu beginnen (...wie gut, dass ich nächste Woche erst einmal in Urlaub bin....).


Let`s GO GO GO .... (hmmm, ein paar Cheerleaderinnen wären nicht schlecht)